„Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude.
Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.
Ich handelte und siehe, die Pflicht war Freude.“
Das Zitat von Tagore prägt mein ganzes Leben. Freude an dem zu tun, was einem auch gleichzeitig tagtägliche Pflicht ist. Ich finde, es ist die Aufgabe des Menschen, der Gesellschaft zu dienen, dessen Mitglied er ist, so lange und so gut, wie er selbst dazu in der Lage ist.
Freude gibt einem dabei die erforderliche Motivation!
Ich wurde am 14. Mai 1972 als Sonntagskind in Gelnhausen – in einen Haushalt von Handwerkern, Beamten und Politikern – geboren.
Pflichterfüllung, Fleiß, aber auch hitzige und lange Diskussionen haben mich als Kind bereits geprägt. Das habe ich aber immer positiv und vielseitig empfunden. Zunächst lebten wir in Glauburg im Hause meiner Großeltern, sind dann nach Ranstadt auf den Rabenberg in das neu erbaute Elternhaus gezogen. Der Beamtenhaushalt meiner Eltern war allerdings untypisch offen gehalten. Viele Menschen kamen zu Besuch. Man „politisierte“ in dieser Zeit gerne (es war die Zeit der Startbahn-West und vieler gesellschaftskritischer Fragen). Meine Eltern waren mir stets in ihrem Engagement in Vereinen und in ihrem aktiven Tun in der Gesellschaft ein großes Vorbild. Stets standen sie als Helfer für andere parat.
Die meiste Zeit der Kindheit habe ich in der Schuhmacherwerkstatt meines Großonkels und meines Großvaters „Groß & Bäckel“ in der Hauptstraße in Ranstadt verbracht. Gründer war mein Urgroßvater, Jakob Knöpp, der bereits in der Handwerkerinnung engagiert war. Hier herrschte ein strenges Regiment, der Tagesablauf war genau getaktet. Es gab eine kleine Landwirtschaft und eine Pferdezucht, die die große Leidenschaft meines Großvaters war. Sonntags war es meine Aufgabe, mit meinem Onkel einen ausgedehnten Spaziergang zu machen, um die Gemarkung und Umgebung kennenzulernen.

Früh besuchte ich bereits den neuen Kindergarten in Ranstadt und habe heute noch Freundinnen aus dieser Zeit. Die Ferien verbrachte ich mit meinen Glauburger Großeltern: Ab meinem 10. Lebensjahr nahm meine Großmutter Brunhilde aus Glauburg mich regelmäßig mit auf Geschäftsreisen (im Auftrage des Deutschen Fachverlags/Frankfurt am Main) durch ganz Europa. Sie leitete das Anzeigen-Marketing der Lebensmittelzeitung. Das war spannend und ich lernte viel über die Interessen großer Unternehmen kennen. Ich begegnete tollen Menschen, wie der Familie Dr. Oetker, und durfte bei der der Grünen Woche in Berlin oder der Molkerei Schwälbchen oder sowie bei Metaxa meine Großmutter beim Empfang begleiten. Sie kaufte mir in München anlässlich eines Besuchs des Oktoberfestes mein erstes Dirndl. Seither liebe ich Trachten.
Lernen fürs Leben
Durch diese interessante Familienkonstellation lernte ich sowohl den arbeitsreichen Alltag, die Natur meiner Heimat kennen, aber auch die Welt außerhalb den Toren Ranstadts kennen. Dazwischen war ich konfrontiert mit dem sozial-gesellschaftlichen Umbau der Gesellschaft, der durch die Berufe meiner Eltern (Mutter: Lehrerin; Vater: Polizeibeamter) immer ein Thema meiner Jugend war.
Sehr viel für einen jungen Menschen.
So blieb mir oft nichts anderes übrig, dies alles in mich aufzunehmen. Weil ich mich weigerte statt Turnschuhen feine Lackschuhe zu tragen, sagte mir mal meine Großmutter: „Merk dir eins: Man lernt immer was fürs Leben, ob in Lack- oder Turnschuhen“. Sie setzte sich durch. An diesem Abend trug ich Lackschuhe.
Insgesamt hatte ich eine sehr schöne Kindheit, wobei sie nicht immer unbeschwert war. Wenn ich als Kind traurig war, da malte ich mir aus, dass es in Ranstadt doch so sei wie auf Bullerbü.
Meine Familie & meine Freunde
Die schönste Zeit meines Lebens ist immer jetzt!
Da gibt es auch Unterbrechungen! Am schlimmsten war es, als mein Sohn Lukas 2017 einen schweren Schlittenunfall hatte und mehrere Wochen in Gießen im Koma lag. Wir wussten nicht, was werden wird. Als er nach fünf Monaten aus der Neurologischen Klinik in Bad Salzhausen entlassen wurde, konnte er zwar wieder sprechen, laufen und sich unterhalten. Aber es dauerte sehr lange, bis er seine berufliche Ausbildung zum Zimmermann antreten konnte – aber er hat es geschafft. Also sind wir wieder: JETZT!
Inzwischen habe ich meine Definition von Familie eben auch verändert. Das Scheitern meiner ersten Ehe fiel mir zunächst sehr schwer. Das Leben wird nach vorne gelebt. Das Leben in einer Patchwork-Familie mit drei Söhnen und weiteren Familienangehörigen ist und bleibt eine große Herausforderung. Aber es macht Freude, wenn man sich darauf einlässt. Natürlich bedeutet es auch sehr viel Arbeit: Viel kochen, viel Wäsche, viel zuhören, viel herumfahren, viele Gespräche führen… Aber es lohnt sich, weil es auch sehr viel Liebe bedeutet.
Auch Freunde gehören zur Familie. Die engsten meiner Freundinnen gibt es bereits seit Kindergarten- und Grundschultagen und sie gehören zu meinem Leben. So wurden sie – weil ich ein Einzelkind bin – und ihre Familie auch zu meiner Familie. Ich habe drei Freundinnen samt deren Großfamilien, die mich persönlich wie auch beruflich, eng begleiten. Dafür bin ich dankbar. Wir können uns blind aufeinander verlassen und wir wissen, was wir aneinander haben. Manchen Urlaub verbrachten wir zusammen und tauschen uns auch mit privaten Problemen offen aus. Gerade in der Corona-Zeit war es sehr schwer, uns immer wieder gegenseitig Mut zu machen – wir konnten auch nicht wie sonst alle zusammen kommen, denn mit unseren Männern und Kindern wäre das dann oft doch zu viel gewesen; es gelang aber dennoch in den Lockerungsphasen, dass wir uns wechselseitig ermuntern und hier und da unter freien Himmel auch live sehen konnten. Jeder hat sich mit seiner Kreativität oder Begabung irgendwie eingebracht. Das hat uns weiter geholfen.
Studium & Beruf
Abitur am Gymnasium Nidda
- Studium der Rechtswissenschaften in Gießen mit 1. Staatsexamen (1991-1997) und 2. Staatsexamen im Landgerichtsbezirk Gießen mit Ausbildungsstationen in den Anwaltskanzleien Heil & Partner und Michael Murek, Landgericht Gießen, Amtsgericht Büdingen und Jugendgericht in Nidda sowie dem Rechts- und Bauamt des Wetteraukreises (1997-1999)
- ca. vier Jahre Anwaltstätigkeit (2000-2004)
- ca. sechs Jahre Tätigkeit als selbständige Anwältin in eigener Kanzlei (2004-2010)
- Ausbildung zu Schiedsperson für die Anwaltskammer Frankfurt am Main sowie Mediatorin und zahlreiche Fortbildungen im Bereich des Verwaltungsrechts
- 2010: 1. Amtsantritt zur Bürgermeisterin der Gemeinde Ranstadt
- 2016: 2. Amtsantritt zur Bürgermeisterin der Gemeinde Ranstadt
- Fortbildungen: Standesbeamtin, Personalführung, Verwaltungsrecht, Brand- und Katastrophenschutz sowie zu vielen aktuellen Themen.
Freizeit oder was davon übrig ist…
In meiner mir leider wenig verbleibenden Freizeit fahre ich gerne E-Bike, bin draußen in meinem Garten und der Natur mit meinem Hund Ignaz, lese gerne Historisches und koche für meine Familie. Für das Musizieren fehlt mir dazu die notwendige Muse. Oft verbinde ich meine Freizeit mit meinem Dienst, indem ich mich mir die Zeit dafür nehme, wofür manchmal während der alltäglichen Arbeit kein Raum ist (z. B. Ortsbesichtigungen)
Handeln und Engagement bestimmt mein Leben und das meiner Familie.
