Der Radsport hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Während der Corona-Krise hat diese Sportart erneut Zuspruch erhalten, was für alle Generationen gilt. Bewegen sich ältere Biker mit und ohne E-Bike eher auf Radwegen und Fahrradfernwegen, so ist bei jungen Biker die Natur zur beliebten Kulisse geworden. Bei uns auf dem Land tendieren sämtliche Generationen, vor allem Jugendliche, zum Outdoorbiking (Montainbiking in Varianten).
In Ranstadt haben sich einige Jugendliche (im Alter zwischen acht und 18) zusammengefunden, um dieser Freizeitmöglichkeit nachzugehen. Es handelt sich dabei um eine sinnvolle Betätigung im Freien, bei der Bewegung und Koordination im Vordergrund stehen. Grundsätzlich für Jugendliche eine sehr positive Entwicklung.
Derzeit haben die jungen Leute das Arial „Im Konschloh“ für sich entdeckt. Dieser Bereich wurde immer beliebter und leider auch von anderen Biking-Nutzer aufgesucht, die mit Ranstadt keine Verbindung haben. Haftungsfragen, der Naturschutz und die ordnungsrechtliche Beurteilung der selbst angelegten Strecke wurden zum Thema der vergangenen Wochen und Monate. Vor allem konnten die Verkehrssicherungsbedenken leider nicht aus dem Weg geräumt werden.
Auch ein Ortstermin mit den Behördenvertretern von Hessen Forst konnte kein anderes Ergebnis zu Tage fördern. Die Beratung durch die Betreiber einer offiziellen Strecke im Naturpark Taunus ergab ebenfalls sehr hohe Anforderungen an den jeweiligen Betreiber, an dieser Stelle Naturschutz und Sicherheit.
Inzwischen wurden seitens der Gemeinde offizielle Anfragen zum Naturschutz beantwortet. Hessen Forst sowie die Naturschutzbehörde sehen keine Möglichkeiten der Legalisierung dieser Strecke „Im Konschloh“. Erhebliche verkehrssicherungsrechtliche Maßnahmen wären erforderlich (großflächige Rodungen), um die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen zu erfüllen. Dies wurde von Hessen Forst entsprechend eingestuft. Auch ist ein ordnungsgemäßer Rettungsweg nicht gegeben.
Die naturschutzrechtlichen Aspekte wie das Auffinden des Steinkautzes in der Nähe macht eine naturschutzrechtliche Genehmigung außerdem aussichtlos. Dies ergibt sich nach Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde. Im Ergebnis muss mithin die „Selfmade“-Anlage aufgegeben werden. Die jungen Leute sind sehr enttäuscht. Ihre Motivation, im Radsport vor Ort weiter tätig zu sein, ist sehr hoch. Sie sind verunsichert, was sie dürfen und wo sie sich aufhalten können. Die Ranstädter Gruppe von Jugendlichen war in der Vergangenheit mehrfach in der Verwaltung vorstellig, um zu klären, ob sie die Strecke gegebenenfalls offiziell nutzen dürfen. Sie wollten sich einbringen und finden dafür keinen „Sozialraum“.
Nun sind Alternativen gefragt, die gemeinsam mit den Jugendlichen entwickelt werden sollten. Das Gelände der Gemeinde bietet sich für eine Kombination aus Dirt Jump/Trick Jump/Cross Country, ein sogenannter Pumptrack, an. Es ist vorstellbar, allen Generationen, auch kleineren Kindern und älteren Personen, Bereiche zuzuordnen, indem verschiedene Schwierigkeitsgrade und unterschiedliche, vor allem auch natürliche Materialien bei den Strecken verwendet werden.
Dieses Projekt ist aus folgenden Gesichtspunkten unbedingt seitens der Gemeinde zu unterstützen:
- Oberhessen soll im Rahmen der Landegartenschau-Bewerbung und auch unabhängig davon mehr und mehr zur „Radregion“ entwickelt werden. Hier sind alle Varianten des Fahrradsports gefragt. Ein solcher Pumptrack für alle Generationen gibt es im näheren Umkreis noch nicht. Dieser hätte Alleinstellungsmerkmal.
- Es besteht die Chance, dass der Bike-Sport so aus den geschützten Bereichen der Wiesen und Wälder auf die Strecke verwiesen und damit kanalisiert werden kann.
- Sehr viele Jugendliche der Gemeinde Ranstadt, wie auch deren Eltern und auch weitere Bike-Interessierte, sind aktuell hoch motiviert. Ein Bikepark ist eine auf Dauer angelegte Anlage, die zeitlos von allen Generationen genutzt werden kann (vom Bobbycar bis zum Rollator).
Besonders aber die Jugendlichen dieser Gemeinde sind mit Einrichtungen für ihre Bedürfnisse bislang nicht ausreichend ausgestattet. „Jugendpflege“ im Sinne einer solchen konkreten Projektierung führt dazu, dass die jungen Menschen vor Ort wahrgenommen werden und sich ernst genommen fühlen. Sie einzubinden und bei ihrem Interesse (an dieser Stelle beim Biking) abzuholen, ist ein ideales Medium, um junge Menschen zur Verantwortung in der Gemeinschaft heranzuführen. Die „aufsuchende Jugendpflege“, die ansonsten viel „Manpower“ und viel Sozialarbeit bedeutet, bedient sich solcher Projekte. Gerade ein solches Projekt wird helfen, jungen Menschen Perspektiven in unserer Gemeinde zu geben. Das ist wichtig, wo es offenbar ist, dass auch Jugendliche in unserer Gemeinde nicht vor den Gefahren wie Alkohol- oder Drogenkonsum geschützt sind oder sich schlichtweg langweilen und sich demotiviert fühlen.
- Die Jugendlichen haben sich seit einigen Jahren über einige Jugendgenerationen hinweg mit dieser Form von Biking in dem „Selfmade“-Projekt „Im Konschloh“ als Cross-Country-Line beschäftigt. Dort haben sie ihre Erfahrungen gesammelt. Es ist sinnvoll, deren Motivation und Energie jetzt abzuholen und mit ihnen gemeinsam eine solche offizielle Strecke zu entwickeln. Auch kann Schule und Kita hierbei ideal mit eingebunden werden.
- Ferner besteht bei dem Standort eine gewisse „Sozialkontrolle“, die erforderlich wird, wenn Jugendliche zusammenkommen. Der Mehrgenerationenaspekt kommt für das gesamte Areal mit einer solchen Anlage vollständig zum Tragen, was einer Aufwertung des Gesamtgeländes zugutekommt. Bürgerhaus, Wohnmobilstellplätze, Hundeplatz, Kita und Schule sowie die nahe gelegene Sportanlage eignet sich ideal zur Nutzung für Jugendliche, für die – außer dem Volleyballnetz und einer Tischtennisplatte – nichts angeboten wird.
- Das Grundstück gehört der Gemeinde Ranstadt, was ein wichtiger Aspekt bei dem Thema zeitlicher und finanzieller Aufwand ist. Die Strecke selbst kann in ca. 60 Tagen beplant werden – in vier bis acht Wochen wird ein solches Projekt umgesetzt.
Denn eins ist dabei zu beachten: Beim Erfolg solcher Projekte kommt es wesentlich darauf an, die jungen Leute einzubinden und in einer überschaubaren Zeit, ein Ziel/etwas „Sichtbares“ zu präsentieren, damit junge Menschen nicht den Glauben an Institutionen, wie z. B. Gemeinde, verlieren.
Das Grundstück besitzt die ideale Größe und ist geeignet, viele natürliche Elemente miteinander zu verbinden, z. B. auch Gehölzinseln und Baumgruppen stehen zu lassen.
Die Firma „RadQuartier“ hat bereits 30 kommunale Projekte umgesetzt, macht die Planung, entwickelt ein Konzept, bietet Mitmachworkshops an, trifft Aussagen zu Baukosten und wiederkehrenden Kosten, macht die Beschilderungsplanung und baut in der entsprechenden TÜV-Norm.
Aus Sicht der Verwaltung ist es wichtig, das Projekt professionell, gemeinsam mit den Jugendlichen, moderieren zu lassen. Dabei soll bei Entwicklung darauf geachtet werden, dass möglichst alle Generationen und sämtliche Ebenen wie Jugendliche, Verwaltung, Politik, Eltern und gegebenenfalls sogar die Schule mitgenommen werden.
Der Regionalverband hat angeboten, neben der Leader-Fördermöglichkeit ein Förderscreening über das Projekt zu legen, um das passende Förderprogramm herauszuarbeiten. Die Ergebnisse können im Ausschuss vorgestellt werden.
Das Projekt wächst mit seinen Ideen und denen, die daran teilnehmen!